Besuch am Kaiserberg: Der Zoo Duisburg im Winter

Seit fast zwei Jahren bin ich jetzt im Ruhrgebiet, bisher habe ich in der Zeit nur einen Zoo besuchen können, den Tierpark in Bochum. Dabei gibt es hier drei große, mehrere mittlere und fast unzählige kleine Tierpflege- Einrichtungen teils wechselnder Qualität. Zu den Großen gehört der Zoo Duisburg.
Der Zoo Duisburg liegt an der Grenze zu Mülheim auf dem „Kaiserberg“, nahe dem gleichnamigen Autobahnkreuz. Bekannt und genauso umstritten ist der Zoo für seine Haltung von Meeressäugern. Unter Zoodirektor Wolfgang Gewalt wurden in den 1970ern nicht nur Große Tümmler, sondern auch Amazonas-Delfine (Inia geoffrensis), Beluga-Wale und Commerson-Delfine gehalten. Nach meinen Erinnerungen war die Haltung der Tiere schrecklich.
Dies hat sich zum Glück geändert. Die beiden Kaltwasserarten wurden abgegeben, für die beiden Amazonasdelfine wurde ein eigenes Haus gebaut und die Tümmler schwimmen mittlerweile im dritten Delfinarium. Beide Arten werden nicht mehr „nachbeschafft“, so dass die Wale im Binnenland früher oder später aussterben.
Nicht wegen der Delfine da
Doch die Wale bzw. Delfine waren nicht der Grund, weswegen ich heute nach Duisburg gefahren bin. Der Duisburger Zoo hat immer schon versucht, bisher wenig bekannte Tiere zu beschaffen, erfolgreich zu halten und zu züchten. So findet man hier auch immer einige Raritäten, die man in anderen Zoos kaum oder gar nicht zu Gesicht bekommt. Zu diesen Raritäten zählten auch die Pinselohrschweine, die heute in vielen Zoos zu sehen sind. Die Duisburger waren die ersten, die sie importieren konnten – und züchten. Die Nachzuchten gingen dann an viele Zoos in Deutschland. Leider waren sie bei dem Winterwetter nicht fotogen unterwegs.
Auch in diese Kategorie fällt die Fossa, die in Duisburg sehr erfolgreich gezüchtet wird. Sie ist die größte, rezente Raubsäugerart auf Madagaskar und als Schleichkatze ein sehr guter Jäger. Zu ihrer Beute gehören unter anderem auch Lemuren, die sicher nicht einfach zu jagen sind. Heute gab es allerdings ein Huhn:
Bewohner von Down Unter
Eine weitere Besonderheit des Duisburger Zoos sind die Tiere aus Australien. Seit vielen Jahren hält man Kängurus, Wombats und Emus. Auch der große Eisvogel „Lachender Hans“ war sehr lange Teil dieser Sammlung. Seit 1994 werden hier auch Koalas gehalten und gezüchtet. Hierfür betreibt der Zoo eine Eukalyptus-Plantage vor den Toren der Stadt.
Zu den neueren Bewohnern gehören drei kleine, sehr aktive, kohlrabenschwarze und erstaunlich kompakte Jungs: Drei Männchen des Tasmanischen Teufels. Die ausdrucksvollen, dunklen Augen, die aufmerksam aufgestellten Ohren und die offensichtliche Neugier machen die Tiere sehr sympatisch. Sie wirken ein wenig, wie eine kräftiger, in der Länge gestauchter Mix aus Hund und Katze oder wie eine winzige schwarze Hyäne.
Leider wirkten sie auf die ersten Siedler völlig anders. Die pechschwarzen Tiere sind in der Natur oft nachtaktiv, und sie fauchen sich bei Kontakt oft lautstark und andauernd an. Daher haben sie den Namen Tasmanischer Teufel bekommen.
In der Natur sind die Tiere -wie viele Beuteltiere- in Bedrängnis. Auf dem Festland sind sie mit der Verbreitung der Dingos ausgestorben, wie ihr großer Verwandter, der Beutelwolf. Es gibt sie nur noch auf Tasmanien, das von den Dingos verschont blieb. Als 2001 der Rotfuchs illegal in Tasmanien ausgesetzt wurde, konnte er sich nicht wirklich etablieren. Die Tasmanier gehen davon aus, dass ihr Beutelteufel konkurrenzstärker ist, als der Fuchs.
Mittlerweile sind die Teufel bei den Farmern sehr beliebt. Sie fressen tote Tiere komplett auf, mit Haut und Haar. So verhindern sie die Massenvermehrung bestimmter Insekten, die sonst ihre Tiere bedrohen.
Leider sind die Tasmanischen Teufel durch einen Tumor bedroht, der über ein Virus verursacht wird. Dieses Virus wird mit dem Speichel übertragen, also bei Beißereien und Maulkämpfen. Die Krankheit verläuft in kurzer Zeit tödlich. Wenn sie sich weiter in der aktuellen Geschwindigkeit, könnten die Teufel in 20 bis 30 Jahren in der Natur aussterben.
Schutzmaßnahmen scheinen allerdings zu greifen.
Der „Herr im Frack“ als komischer Vogel
Zu den Gewinnern der letzten Jahre gehört der Waldrapp. Im Mittelalter war das Tier in Europa weit verbreitet, wurde aber als Delikatesse stark verfolgt. So kam es, dass er bis auf kleine Populationen in entlegenen Gebieten ausstarb.
In den letzten Jahren kam der Plan auf, wieder Waldrappe auszuwildern. Zahlreiche Zoos beteiligten sich an den Nachzuchtprogrammen und lieferten einige Jungtiere an die Auswilderungsstationen. Das wäre schon ein voller Erfolg gewesen, aber die mitteleuropäischen Waldrappe zogen im Winter nach Süden, über die Alpen. Hierbei lernten die Jungtiere die Flugrouten der Altvögel kennen und behielten diese bei. Doch Zootiere sind keine zugerfahrenen Altvögel. Was tun?
Am Ende „opferten“ sich einige Projektbeteiligte und lernten ein Ultraleichtflugzeug zu steuern, das so langsam wie ein Waldrapp fliegen kann. Offenbar funktionierte dieses Vorgehen, einige Tiere blieben im Sommer in Italien, andere kamen zu den Brutstationen zurück.
Mittlerweile sieht die Situation deutlich besser aus, die Zahl der wandernden Tiere steigt, in insgesamt drei Projekten leben über 400 Tiere in Freiheit (und etwa 1000 Tiere in europäischen Zoos). Dennoch ist noch viel zu tun.
Unbekannter Wildvogel
Da war doch was? Ja, da huscht irgend ein kleiner Vogel durch die Hecke. Kleiner als eine Meise, aber auch kein Zaunkönig. Seit meinem Birding-Ausflug achte ich gezielter darauf, was an Kleinvögeln in der Umgebung unterwegs ist – und werde auch öfters mal fündig. Doch so einen Vogel hatte ich noch nie gesehen. Klein, maximal so groß wie ein Zaunkönig, genauso agil, wenn nicht agiler und bunter. Das Grundgefieder hatte einen stark ins Grüne verschobenen Tarnton, aber als Erbsensuppefarben würde ich es trotzdem nicht bezeichnen. Dazu kommen größere orangefarbene Elemente und schwarze und weiße Abzeichen.
Die Mitglieder der Facebook-Birding-Gruppe waren so nett, mir den Verdacht zu bestätigen, dass es sich um ein Sommergoldhähnchen handelt.
Im Aquarium und Rio Negro Haus geht es weiter