Silvester im Tierpark Bochum

Das Wetter war typisch für den Jahreswechsel. Trotz Couchwetter wollten mein Besuch und ich unbedingt vor die Tür, aber wohin? Der Tierpark Bochum mit seinem großen Aquarium und Fossilium ist wohl einmalig in Deutschland. Obwohl ich seit fast zwei Jahren in Bochum lebe, war ich bisher noch nicht dort. Bei meinem letzten Besuch dort war ich positiv überrascht, Grund genug, wieder hinzufahren.
Die Fahrt zum Tierpark Bochum war kurz, Parkplätze gab es, wenn auch nicht sehr viele, aber kostenlos. An Tagen mit besserem Wetter könnte das schwierig werden. Der Eintritt war erfreulich niedrig für einen Zoo, bei der Größe jedoch angemessen.
Die ersten Tiere, die wir zu sehen bekamen, waren Flamingos. Danach ging es weiter zu einem Gehege mit Liszt-Äffchen, die aber alle -wetterbedingt- drinnen spielen durften. Durch die Scheiben konnte man sie trotzdem halbwegs brauchbar fotografieren.
Tiere der Nordsee
Weniger Glück hatten die Tiere der Nordseeküste. Sie mussten draußen bleiben. Eine kleine, begehbare Voliere beherbergte Watvögel wie Säbelschnäbler, Rotschenkel und als Star ein paar Löffler. Einer von denen warf sich auch richtig in Pose, wenn auch nur in Alltagspose. Das lange Kopfgefieder und der gelbliche Brustfleck zeigte er im Wintergefieder noch nicht. Hübsch war er trotzdem.
Hinter der Voliere liegt ein relativ großes Becken, in dem wir drei Seehunde fanden. Die Jungs waren ob des Wetters völlig relaxt, tauchten bauchoben durchs ihre kleine, künstliche Nordsee. Wenn sie an die Oberfläche kamen, chillten sie mit geschlossenen Augen, höchstens eins wurde mal geöffnet. Ebenso gechillt war ein Tintenfisch, der neben dem Seehundbecken in einem eigenen Aquarium schwamm. Er ließ sich den Ausstrom einer Pumpe zwischen die kurzen Arme pusten, offenbar macht das Tintenfischen Spaß.
Der Klapperstorch
Wo die Nordsee noch nordisch kühl rüber kam, kamen bei den Weißstörchen bereits die Hormone in Wallung. Sie zeigten uns eine bereits ziemlich weit fortgeschrittene Balz mit Schnabelklappern und Verbeugungstanz. Offenbar haben schon die paar Minuten mehr Tageslänge die Hormone in Wallung gebracht.
Im Aquarium
Das Aquarium mit Terrarium und Fossilium ist das größte Gebäude des Tierparks in Bochum. Hauptsächlich gibt es hier mittelgroße Süßwasseraquarien, die oft von beiden Seiten einsehbar sind. In der Mitte der Räume gibt es dann große Paludarien, wie eine Insel angeordnet. Die Lücken zwischen den Becken sind mit Vitrinen für zahlreiche Fossilien aus dem Solnhofener Plattenkalk gefüllt. An einigen Stellen gibt es auch Tische mit Stühlen für Picknickpausen oder vielleicht auch pädagogische Maßnahmen.
Das Gebäude macht den Eindruck eines norddeutschen Gemeindebaus aus den 1980ern: rötliche Ziegel, viel offenes Holz und 45°-Winkel. Ein Gebäude zum Wohlfühlen. Ebenso war der generelle Eindruck von den Aquarien. Keine Größensensationen, eher Hausmannskost mit ein paar Highlights und sehr gut serviert.
Ein paar Highlights? Eigentlich hat jedes Aquarium, das ich gesehen habe, seine Highlights gehabt. Begrüßt wurden wir durch eine schwimmende Untertasse, ach nee, ein junger Süßwasserrochen von knapp 20 cm Durchmesser der „Untertassensektion“.
Krokodile
Die Krokodile sind aquarientypisch häufig vertreten. Eigentlich kein Wunder, sie kommen ja in fast allen Süßgewässern der Tropen vor – dort, wo auch die meisten Aquarienfische herkommen. In einem Paludarium mit größeren Salmlern dümpelte ein Kaiman. Dümpelte? Nein, der Kerl war ein Poser, er saß mitten im Lichtkegel einer Wärmelampe, als würde er auf Fotografen warten. Autogrammkarten hatte er aber nicht.
In einer nahen Vitrine lagen Abgüsse oder Nachbildungen von Schädeln dreier Krokodilarten.
Als Kaimanfische werden auch die Knochenhechte aus dem nächsten Aquarium bezeichnet. Sie gehören zu den gerne in Aquarien gezeigten Tieren. Einmal weil sie recht spektakulär aussehen, trotz ihrer Größe relativ wenig Platz benötigen und zu einer alten Gruppe der Knochenfische gehören.
Süßwasserfische
Danach konnten wir eine Reihe von Süßwasseraquarien betrachten. Alle waren sie in sehr gutem Zustand, jedes hatte irgendwo eine kleine Besonderheit zu bieten. Ein Becken mit Fischen aus dem westafrikanischen Urwald war auch Heimat von mehreren Leopard-Buschfischen. Wegen des schwachen Besuches waren sie tagsüber auch im Freiwasser unterwegs. Leider verzogen sie sich bei Annäherung sehr schnell ins Pflanzendickicht. Unfotografierbar.
Ebenso unfotografierbar war ein Becken mit Fischen der mittleren Tiefen des Tanganjikasees. Die großen Beulenkopf-Maulbrüter waren mit Fadenmaulbrütern vergesellschaftet. Die sehr attraktive Einrichtung entsprach wesentlich mehr dem Lebensraum der Tiere, als man es von den meisten Aquarien kennt: Sandboden, Felsen am Rand und ein einzelner Lichtstrahl, der ins Wasser fällt. So könnte es in 30 oder 50 m Tiefe aussehen.
Wesentlich flacher war dann der Lebensraum, der im nächsten Becken dargestellt wurde. Regenbogenfische aus Neuguinea und Fransenlipper aus Indonesien tummelten sich zwischen satt grünen Pflanzen. Bemerkenswert sind die Froschlaichalgen, die zu den Rotalgen gehören. Sie hingen in langen Fäden von der Wurzel herunter. Diese skurrile Algenart sieht man selten in Aquarien. Sie siedelt meist auf Holz und selten auf höheren Pflanzen und hat sich noch in keinem der mir bekannten Aquarien zur Plage entwickelt.
Die sonst recht empfindlichen Diamant-Regenbogenfische standen ziemlich gut und zeigten die für Regenbogenfische typischen Altersveränderungen.
Das Schachbrettschmerlen-Karussell
Einen ähnlichen Biotop zeigte ein weiteres Aquarium. Zwischen Javafarn und Seerosenblättern tummelten sich Keilfleckbarben und Schachbrettschmerlen. Eigentlich typische Fische, die in Heimaquarien schwimmen. So etwas sehe ich gerne in Zoos, einmal weil hier eine viel größere Konstanz als in den meisten Heimaquarien herrscht – und die Fische entsprechend alt und groß werden. Dann aber auch, weil Zooaquarien oft anders geformt sind, als zuhause. So kann man eine andere Raumnutzung beobachten.
Hier nutzten die Schachbrettschmerlen den Raum völlig unvorschriftsgemäß: an der Wasseroberfläche drehten sie schnelle Kreise, etwa im Durchmesser einer gespreizten Hand. Keine Ahnung, wieso sie das machten, aber sie taten es mit Ausdauer.
So ungefähr das letzte Süßwasseraquarium, das mir auffiel, war ein mittelgroßes Südamerika-Paludarium. Anders als sonst üblich „normale“ Skalare und Neons einzusetzen, tummelten sich die großen Altum-Skalare im Becken. Die Tiere machten den Eindruck als würde sich ein Paar absondern und an prominenter Stelle an einer Wurzel einen Laichplatz putzen. Das wäre ein sehr großer Erfolg für den Bochumer Tierpark.
Neben den Segelflossern besiedelte ein südamerikanischer Lungenfisch und Beilbauchsalmler das Aquarium. Es sind die einzigen echten fliegenden Fische, die sich nicht nur gleitend durch die Luft bewegen. Meist leben sie sehr oberflächennah, so auch hier.
Seewasser mit Weichkorallen
Inmitten des zweiten Eingangsbereiches steht ein sechseckiges Seewasseraquarium mit zahlreichen Weichkorallen. Die Bochumer verzichten klugerweise auf die Haltung von Steinkorallen, sondern beschränken sich auf das, was sie beherrschen. Ein Vorgehen, das im Tierpark dankenswerterweise oft zu finden ist.
Der Fischbesatz war erstaunlich üppig, neben verschiedenen Doktorfischen schwamm tatsächlich ein Zanclus cornutuus im Aquarium. Diese Tiere sind Nahrungsspezialisten, die sich vor allem von Schwämmen und Moostierchen ernähren und entsprechend schwer im Aquarium zu halten sind. Der hier war in einem tollen Zustand, interessierte sich sogar für Salat.
Weitere Seewasserbecken zeigten große Seeanemonen in vielen Farben, und zwei Nasenmuränen, die noch die braune Grundfarbe junger Männchen vorführten. Da blieben die beiden knallorangen Flammen-Zwergkaiser fast unbeachtet.
Das große Meerwasserbecken, in lange Jahre zwei Schwarzspitzen-Riffhaie lebten, war 2016 umgekippt. Die beiden Haie sind dabei umgekommen. Das Becken ist heute wieder in Betrieb, ohne Haie. Aus mir nicht verständlichen Gründen sind die oberen etwa 50 cm der Scheiben abgeklebt. Das machte den Einblick für normal große Erwachsene etwas schwierig. Soweit ich sehen konnte, sind zwar einige größer werdende Knochenfische eingezogen, aber bisher keine Haie.
Fossilien
Wie anfangs schon erwähnt, werden im Tierpark Bochum zahlreiche Fossilien aus dem Weißjura gezeigt. Die Fossilien sind von hervorragender Qualität, sie stammen vor allem von einem einzelnen Privatsammler. Neben einfach nur spektakulären Funden gibt es auch didaktisch hervorragende Exemplare – und auch die UV-Aktivität wird gezeigt. Auch das ist sicher noch einen Beitrag wert.
Wieder an der frischen Luft


Draußen hörten wir das Quatschen von Sittichen. Kein Wunder, auf der anderen Seite vom Spielplatz, der vor dem Vivarium liegt, ist eine große Voliere mit Vielfarbloris. Ich kenne die Tiere seit meinem Australienbesuch, wo sie in Sydney in den Stadtbäumen herumspielten. Trotz des matschigen Lichtes waren sie wundervoll farbig, animierten zu Fotos.
Alles über den Tierpark Bochum findet man auf deren Website.