Lichter der Gamescom
„Was ist das?“
„Blaues Licht.“
„Was macht es?“
„Es leuchtet blau!“
Diesen berühmten Dialog aus dem Film „Rambo 3“ dürfte jeder Besucher der diesjährigen Gamescom in Köln im Kopf gehabt haben, wenn er abends in der Innenstadt unterwegs war.
Die Computerspiele-Messe Gamescom ist dieses Jahr zum zehnten Mal in Köln. Zum Jubiläum der riesigen Publikums- und Fachmesse hat sich die Rheinmetropole etwas Besonderes ausgedacht: Die sonst schon beeindruckende Beleuchtung der Stadt wurde fast komplett überarbeitet. Über 50 verschiedene Gebäude, so auch die Hohenzollern- und die Deutzer Brücke sind mit blauen Leuchtstoffröhren beleuchtet. Die Bögen der Hohenzollernbrücke werden zusätzlich in den NRW-Landesfarben grün, weiß und rot angestrahlt… soweit die Presse.
Was man vor Ort erlebt
Noch ist es früh am Abend. Mein Auto habe ich im Parkhaus des LVR-Turmes am Rheinufer der „schäl Sick“ geparkt, ich habe einen der letzten Plätze dort erwischt. Es ist Samstagabend, der nur leicht bewölkte Himmel verspricht einen schönen Abend. Halb Köln ist auf den Beinen und trifft sich am Rheinufer. Noch ist es hell, aber die blaue Stunde kündigt sich an.
Ich suche mir einen Platz unter der Deutzer Brücke, direkt vor dem ehemaligen Lufthansa-Haus. Dort, wo im Kölner Tatort die Wurstbraterei steht und die Kommissare abends ihr Bier trinken. Leider ist die Bude nicht da. Sie wäre ein tolles Fotomotiv. Dafür veranstaltet eine der größeren Karnevallsgesellschaften Kölns einige Meter rheinaufwärts ihr Sommerfest, nette Leute und sie haben eine Schale mit Chili für mich übrig. So wandert die Sonne weiter in Richtung Horizont und die ersten Wolken bekommen einen goldenen Rand. Zeit, mit dem Stativ den Fotopunkt zu beziehen und das Revier abzustecken. Es kommt zu Gesprächen mit anderen Fotografen, keine Vollprofis, eher kleine Kameras. Dafür alles freundlich, keinerlei Rivalität um den besten Platz. Dafür ist die Promenade in Köln einfach zu groß.
Nachtfotografie heißt vor allem Warten. Wirklich gute Fotos entstehen nur in der „blauen Stunde“, wenn der dämmernde Himmel genauso hell ist, wie die beleuchteten Gebäude. Noch ist es nicht soweit, aber die Fotoplätze werden langsam knapp. Das Ufer wird doch langsam voll.
Noch eine halbe Stunde später zeichnen einzelne Wolken den blauen und goldenen Himmel. Der Dom und Groß-St. Martin sind noch unbeleuchtet, ihre Silhouetten zeichnen sich wie schwarze Monolithen gegen den Himmel ab. Erst etwas später gehen die ersten blauen Lichter an.
Weiter rheinaufwärts ist der Himmel bereits dunkler. Hier leuchten die Severinsbrücke und die Kranhäuser mit dem hell beleuchteten Komplex um das Schokoladenmuseum um die Wette. Nur ein einziges Haus teilt hier die blaue Gamescom-Illumination. Ist es das Olympia-Museum?
Die blaue Stunde
Einige Zeit später beginnt dann wirklich die Stunde der Fotografen. Der Himmel strahlt in Königsblau mit dunkleren Wolken. Groß-St.-Martin und der Dom strahlen in warmen Farben, während sich die blaue Gamescom-Beleuchtung im Rhein spiegelt. Die Bögen der Hohenzollernbrücke bleiben dunkel. Wo ist die Beleuchtung in den NRW-Farben?
Eine halbe Stunde später ist der Himmel fast schwarz, die letzten Reste von Himmelblau sind nur noch zu erahnen. Das Museum Ludwig, der Fernsehturm und die Hohenzollernbrücke sind in gamescom-blau illuminiert. Nur die Wegebeleuchtung der Rheinuferpromenade, des Hauptbahnhofes und die Lampen der Brückenpfeiler bringen ein wenig Farbe ins Bild. Immernoch keine NRW-Beleuchtung. Irgendwann erzählt mir ein Passant, dass es technische Probleme gebe und die Bögen der Brücke deswegen dunkel bleiben. Schade, aber dann kann ich die Aktion abbrechen.
Mit dem Strom (sowohl des Wassers links, als auch der Passanten rechts) folge ich dem Rhein zur Hohenzollernbrücke. Eigentlich ist es viel zu schön um schon nach Hause zu fahren. So laufe ich noch ein paar Meter weiter in Richtung Tanzbrunnen. Es ist wirklich voll hier, die Fotografen stehen dicht an dicht an der Ufermauer. Trotzdem schaffe ich es, kurz einen Platz zu bekommen. Hier sind die Leuchtstreifen weiter verbreitet. Die Bögen reflektieren das blaue Licht, das Wasser auch. Der Musicaldome leuchtet immer blau. Aber auch die Gebäude rheinabwärts wie das Amtsgericht und das IDW zollen den Besuchern der Gamescom ihren Respekt.