Eine Wiese ist kein Rasen – ins zweite Jahr


Ende Februar, die Sonne scheint nicht nur, sie knallt nur so vom Himmel. Auf der Blumenwiese blühen bereits die ersten Krokusse, viele der im Herbst gesetzten Zwiebeln stecken auch schon die Blätter aus der Wiese. Und schon ist die erste Überraschung dabei.
Da juckt es in den Fingern, die Samentütchen springen im Schrank schon von selber herum, sogar der alte Spaten klopft an die Tür. Raus geht’s, die ersten Vorbereitungen für die Blumenwiese schaffen.
Kurzer Rückblick
Vor dem Haus meiner Eltern liegt ein Stück „Rasen“, etwa 100 qm groß. Über die Jahre war es Spielfläche, mit drei Apfelbäumen bepflanzt, mehr oder weniger gepflegter „deutscher Rasen“. Im letzten Jahr habe ich das Experiment „Blumenwiese“ gewagt: der obere Teil der Fläche wurde etwa alle 14 Tage gemäht. Der untere Teil bekam zwei Schnitte, zu den Zeiten, in denen früher die Bauern die Mahdwiesen geschnitten haben. Beide Schnitte erfolgten in zwei Teilen im Abstand von einer Woche.
Im oberen Teil machten sich Gänseblümchen und Löwenzahn breit, während unten eine Vielzahl von Blumen und Kräutern wuchs.
Planung
Dieses Jahr werde ich den gemähten Teil reduzieren, nur dort, wo wir regelmäßig entlang laufen, halte ich das Gras kurz. Um die Vielfalt im ungemähten Teil der Blumenwiese zu vergrößern, haben wir im Herbst an mehreren Stellen etwa 100 Zwiebeln verschiedener Pflanzen gesetzt.
Zudem habe ich im Gartencenter zahlreiche Samentütchen mit Samen von Wiesenpflanzen gekauft, unterschiedliche Blumenwiese-Mischungen, aber auch sortenrein. Fleissig, wie ich bin, habe ich knapp 40 Arten Blumen und Kräuter sowie vier Gräser aufgeschrieben:
Gräser:
Lieschgras (Phlenum spec.), Ruchgras (Anthoxanthum spec.), Schwingel (Festuca spec.), „Ziergras“
Lippenblütler:
Wiesensalbei (Salvia pratensis), Thymian (Thymus vulgaris), Dost (Origanum vulgare)
Schmetterlingsblütler
Hornklee (Lotus spec.), Steinklee (Melilotus spec.), Rotklee (Trifolium pratense), Weißklee (Trifolium repens), Esparsette (Onobrychis viciifolia), Luzerne (Medicago sativa)
Hahnenfußgewächse
Islandmohn (Papaver nudicaule), Klatschmohn (Papaver rhoeas), Akelei (Aquilegia spec.), Leberblümchen (Hepatica nobilis)
Korbblütler
Kornblume (Centaurea cyanus), Zinnie (Zinnia elegans), Schmuckkörbchen (Cosmos bipinnatus), Flockenblume (Centaurea spec.), Wiesenmargerite (Leucanthemum vulgare), Löwenzahn (Taraxacum spec.), Strohblumen (Helichrysum spec.), Ringelblumen (Calendula spec.)
Sperrkrautgewächse
Sommer-Phlox (Phlox drummondii), Jakobsleiter (Polemonium spec.)
Leingewächse
Gemeiner Lein (Linum usitatissimum)
Nelkengewächse
Rispiges Gipskraut (Gypsophila paniculata)
Nachtschattengewächse
Bauernorchidee (Schitzanthus spec.)?
Doldenblütler
Dill (Anethum graveolens), Kümmel (Carum carvi), Wilde Möhre (Daucus carota)
Johanniskrautgewächse
Johanniskraut (Hypericum perforatum)
Rosenartige
Brennnessel (Urtica dioica)
Malvengewächse
Malven (Malva spec.)
Wegerichgewächse
Spitzwegerich (Plantago lanceolata), Fingerhut (Digitalis grandiflora), Löwenmäulchen (Antirrhinum spec.)
Glockenblumengewächse
Glockenblume (Campanula spec.)
Veilchengewächse
Duftveilchen (Viola odorata)
Primelgewächse
Waldprimeln (Primula spec.)
Kreuzblütengewächse
Mondviole (Lunaria spec.)
Da sind noch eine Menge „spec.“-Pflanzen dabei. Aber wenn hier irgendjemand meint, ich krieche im Sommer mit dem Schmeil/Fietschen durch die Wiese: das kann er ver-ges-sen!
Die ersten beiden Pflanzen waren direkt ein „Griff ins Klo“. Lieschgras und Ruchgras sind die beiden Gräser, gegen deren Pollen ich allergisch bin. Und nun säe ich sie aus, das grenzt an Selbstverletzung. Zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass beide Gräser Teil irgendwelcher Samenmischungen waren und da ziemlich weit unten standen. Außerdem hätte ich nie erwartet, sie in Blumenmischungen für die Wiese zu finden. Mal sehen, ob und wie sie angehen.
„Ich kenne ihn vom säen“
Um die Samen halbwegs gleichmäßig auf der Wiese auszubringen, habe ich sie mit ein paar Litern Quarzsand vermischt. Dann habe ich die Mischung „aus der hohlen Hand“ auf die Wiese gestreut. Aber auch das hat so nicht gereicht, ich konnte nur etwa die Hälfte der Fläche beglücken. Der Tau der kalten Nacht und die warmen Sonnenstrahlen sorgen hoffentlich dafür, dass sich die Samen schnell entwickeln.
Wie immer, wenn sich im Garten etwas tut, kommt irgendwo mindestens ein Nachbar heraus und schaut zu. Diesmal war es die Nachbarin von unten: „Hallo, Ihr Mösers! Ich habe Nussecken gebacken, mögt Ihr probieren?“ rief sie uns zu. Da sagt man doch nicht Nein, oder?! Außerdem kann sie nun behaupten, sie kenne mich vom säen. (Okay, der ist bei Uli Stein geklaut, ich geb’s zu)
Was sonst noch so anstand
Wie immer gibt es nach dem Winter genug zu tun. Zwei abgefaulte Stützpfähle für Pflanzen mussten kurzentschlossen ihre Plätze ersatzlos räumen. Die Pflanzen sind stark genug, ohne die Pfähle auszukommen, offenbar hatten sie in der letzten Zeit eher die Pfähle gestützt, als anders herum.
Dann habe ich noch ein Apfelbäumchen gepflanzt. Nicht auf die Wiese, denn da ist vermutlich ein Pilz im Boden, der den Bäumen schadet. Er steht jetzt in einem Beet neben der Wiese, etwa drei Meter von einem anderen, ebenso kleinen Apfelbäumchen entfernt. Hoffentlich fliegen genug Bienen vom einen zum anderen…

Nachtrag 25.2.: die ersten Fledermäuse sind unterwegs. Das ist extrem früh dieses Jahr!