Eine Wiese ist kein Rasen
Was vorher geschah: nichts.
Das Grundszenario ist einfach: Vor dem Haus meiner Eltern liegt ein etwa 100 m² großes Stück „Wiese“ oder „Rasen“. Es entspricht mehr oder weniger der Qualität der deutschen Gartenrasen, die mit mäßigem Aufwand gepflegt werden: Gras, Gänseblümchen, Löwenzahn und einige wenige andere Pflanzenarten tummeln sich hier.
Da außer mir niemand dieses Stück pflegen möchte bzw. kann, habe ich mich im letzten Jahr mehr oder weniger freiwillig dazu bereit erklärt, etwa alle 14 Tage den Rasenmähe darüber zu schieben und das Ganze wieder kurz zu schneiden. Der Erfolg war: eine Löwenzahnzucht und unzufriedene Eltern. Die müssen nämlich täglich dahin gucken und sich mit der Fläche arrangieren.
Um das Ganze etwas attraktiver zu gestalten, hatte meine Mutter schon vor Jahren dort Margeriten ausgesät, die auch gut wachsen. In mehr oder weniger großen Flecken – die ich dann mit dem Rasenmäher umfahren musste.
Zustand am 19. April 2018: der obere Teil des Rasens ist zum ersten Mal gemäht worden, der untere bleibt unangetastet. Blick aus dem Fenster des 2. Stockes.
Das Experiment
Dieses Jahr sollte es anders werden. Die Berichte über das Bienensterben, über biologisch tote Rasenflächen und nicht zuletzt auch die Frage, wie oft ich den Rasen in Zukunft werde mähen können, gaben mir Argumentationsspielraum. Heraus kam, dass ich ein Experiment starte: die obere Hälfte des Rasens wird wie immer etwa alle 14 Tage kurz geschnitten. Die untere Hälfte werde ich wie eine traditionelle Mahdwiese behandeln und einmal im Hochsommer und einmal im Spätsommer mähen. Dabei werde ich nicht auf den Rasenmäher, sondern auf einen Balkenschneider oder eine Sense zurückgreifen. Ich werde jeweils nur die Hälfte der Fläche mähen, damit die Tiere auf die jeweils andere Seite flüchten können.
Ziel des Experimentes
Das Experiment hat mehrere Ziele. Ziel 1 ist, zu gucken, ob die Pflegearbeit an der Fläche hierdurch reduziert wird, oder ob sie sich nur an wenigen Tagen konzentriert. Ziel 2 ist, zu gucken, ob eine auf diese Weise versorgte Fläche attraktiv genug ist, um Teil eines Gartens zu sein.
Das schöne an dem Experiment: es geht hauptsächlich ums Nichtstun und gucken, denn eine Wiese ist kein Rasen.
Wie es weitergeht: Die Margeritenwiese