Blutmond am 27. Juni 2018

Was lange vorher geschah
Der Mond kreiste wie immer um die Erde, die wie immer die Sonne umkreiste. Ab und zu stellte sich der Mond zwischen Erde und Sonne, es gab eine Sonnenfinsternis. Etwas seltener stellte sich die Erde zwischen Sonne und Mond, es gab eine Mondfinsternis.
Bereits die alten Ägypter und Babylonier konnten Mondfinsternisse berechnen, die heutige Wissenschaft kann das auch. So wurde berechnet – und allgemein für richtig befunden- dass am 27.06.2018 eine totale Mondfinsternis über Mitteleuropa sichtbar sei.
Was drei Jahre vorher geschah
Bei der letzten Mondfinsternis hatte ich Urlaub. Ich habe den Tag genutzt, um mitten in der Nacht aufzustehen und die Finsternis zu fotografieren. Dazu habe ich mir einen dunklen Ort auf der Schwäbischen Alb gesucht, bin hingefahren und habe das Stativ mit der Kamera aufgebaut. Das Hauptproblem waren die Belichtungszeiten, 8 Sekunden sind zu lange gewesen, der Mond war mehr als verwackelt.

Zum Glück sind Mondfinsternisse ja lang genug, um in der Zeit zu üben. Das hat dann auch ganz gut geklappt, nur ein Flugzeug, das von meinem Standpunkt aus „durch“ den Mond flog, habe ich nicht ganz erwischt. Das wäre das Sahnehäubchen gewesen.
Was kurz vorher geschah
Anders als vor drei Jahren wollte ich diesmal mein Hauptaugenmerk nicht nur auf den Mond, sondern auf den Mond in seiner Umgebung setzen. Da der Mond während der Mondfinsternis rot leuchtet, passt er hervorragend in die farbige Beleuchtung einer Stadt – meiner Geburtsstadt Köln natürlich. Optimal wäre, wenn ich den Mond zwischen den Turmspitzen des Doms… Aber leider geht der Mond im Osten auf und die Mondfinsternis wird bereits vor dem Mondaufgang beginnen. Bis er von der Deutzer Seite gesehen hinter dem Dom steht, ist er nicht er finster. Von der Haltestelle Hansaring oder etwas weiter nördlich müsste es gehen – aber habe ich da einen freien Blick zum Dom?
Was direkt vorher geschah
Angesagt war die Zeit der größten Finsternis um 22:22 Uhr. Mondaufgang sollte ca. 20:40 Uhr sein, aber nur da, wo der Horizont auch auf Meereshöhe ist. Wer weiß, wo sich der Mond hinter der Kölner Bebauung und dem Dunst der Großstadt zeigen wird?
Zum Glück gab der Juni sein Bestes, es wurde ein wunderschöner Sommerabend.
Also habe ich mich etwas vorsichtig für das linke Rheinufer entschieden. Ein Parkhaus in der Servasgasse war das erste Ziel. Trotz sieben Stockwerken war nichts vom Dom zu sehen. Damit war die letzte Chance vertan und ich machte mich auf den Weg zum Rheinufer. Auf dem halben Weg zur Bastei habe ich dann mein Stativ aufgebaut.
Bei dem schönen Wetter war wieder halb Köln auf den Beinen –und rheinlandtypisch gab es eine Menge Gespräche. Kurz vor Neun kam dann die erste Frage „Wo isser denn?“. Der Mond spielte Diva, er ließ lange auf sich warten. Eigentlich müsste er längst über dem Lanxess-Gebäude stehen, zumindest hatte ich das Gefühl. Mein Handy und die Mond-App meinten etwas anderes: Weitaus mehr links, nicht über dem Lanxess-Gebäude, sondern über den Messehallen. Genauer hingeguckt – ja, da ist er! Noch blass im Dunst der Autobahn und anderer Ausdünstungen der Großstadt, aber ab jetzt konnte es nur besser werden.
Was dabei geschah
Der Mond machte genau das, was vorher gesagt war: orangerot zog er immer höher in den Himmel. Spätestens in der Höhe des LVR-Turmes hatte er dann etwa die Helligkeit der umliegenden Gebäude angenommen. Zeit, das Schauspiel ausgiebig zu genießen.
Etwas mehr als eine Stunde später war es dann auch schon vorbei, links zeigte sich der erste helle Fleck. Der wurde rasch größer und mein Interesse am Mond im gleichen Maße kleiner. Abbauen, ab ins Parkhaus und nach Hause. Es ist schon ziemlich spät.